Der Knob­lauch­krö­te auf der Spur – Erfas­sung, Schutz und För­de­rung einer ver­steckt leben­den Art im Kreis Steinfurt

Von den 18 im NRW vor­kom­men­den Amphi­bi­en­ar­ten sind 11 Arten auf der roten Lis­te der gefähr­de­ten Arten auf­ge­führt. Gera­de der fort­schrei­ten­de Ver­lust von geeig­ne­ten Lebens­räu­men setzt den ein­hei­mi­schen Amphi­bi­en­ar­ten stark zu. Geeig­ne­te Land- und Was­ser­le­bens­räu­me zur Ver­meh­rung zu fin­den, wird für vie­le Arten immer schwie­ri­ger. Die Knob­lauch­krö­te (Pelo­ba­tes fus­cus) ist davon beson­ders stark betrof­fen und vom Aus­ster­ben bedroht. Sie ist stark auf die pas­sen­de Kom­bi­na­ti­on von Land- und Was­ser­le­bens­räu­men in unmit­tel­ba­rer Nähe zuein­an­der ange­wie­sen, denn sie hat einen sehr klei­nen Bewe­gungs­ra­di­us und unter­nimmt kei­ne lan­gen Wan­de­run­gen zu den Laich­ge­wäs­sern wie etwa die Erdkröte.

 

Knob­lauch­krö­te mit mar­kan­ter Rücken­zeich­nung und senk­rech­ter Pupille.

Um dem Aus­ster­ben der Knob­lauch­krö­te in unse­rer Regi­on ent­ge­gen­zu­wir­ken, wur­de das Pro­jekt „Der Knob­lauch­krö­te auf der Spur – Erfas­sung, Schutz und För­de­rung einer ver­steckt leben­den Art im Kreis Stein­furt“ ins Leben geru­fen. Das Pro­jekt hat eine Lauf­zeit von zwei Jah­ren und wird von LWL-Natur­fonds und von der Natur­schutz­stif­tung Kreis Stein­furt finan­ziert. Ziel des Pro­jekts ist es, die Ver­brei­tung und Häu­fig­keit der Knob­lauch­krö­te im Kreis Stein­furt zu erfas­sen und geeig­ne­te Laich­ge­wäs­ser aus­fin­dig zu machen. Die Bestän­de sol­len dann durch Umset­zung von Pfle­ge- und Opti­mie­rungs­maß­na­men an den Laich­ge­wäs­sern aber auch angren­zen­der Land­le­bens­räu­me sta­bi­li­siert wer­den. In der Bevöl­ke­rung ist die Knob­lauch­krö­te wenig bekannt, auch dies soll im Pro­jekt berück­sich­tig wer­den. Durch Pres­se­ar­ti­kel, Fly­er, Exkur­sio­nen und Vor­trä­ge sol­len die Men­schen sen­si­bi­li­siert und infor­miert wer­den, denn auch die Mit­hil­fe Ehren­amt­li­cher ist in dem Pro­jekt gern erwünscht.

Dass die Knob­lauch­krö­te wenig bekannt und schwer zu beob­ach­ten ist, liegt an ihrer ver­steck­ten Lebens­wei­se. Als Land­le­bens­raum benö­tigt die Knob­lauch­krö­te locke­ren, san­di­gen und grab­fä­hi­gen Boden, um sich ein­gra­ben zu können.

Den Tag ver­bringt sie so im Boden ein­ge­gra­ben und ist nur nachts aktiv. Der Nach­weis im Land­le­bens­raum ist somit kaum mög­lich. Zur Paa­rungs­zeit leben die Krö­ten in ihren Laich­ge­wäs­sern, wo sie über die Rufe der Männ­chen bes­ser bestä­tigt wer­den kön­nen. Der Ruf hört sich wie ein lei­ses meist drei­ma­li­ges Klop­fen „tock-tock-tock“ an, das in Abstän­den wie­der­holt wird. Erschwe­rend ist hier aller­dings, dass die Männ­chen nicht wie ande­re Amphi­bi­en­ar­ten an der Was­ser­ober­flä­che rufen, son­dern Unter­was­ser am Gewäs­ser­grund. Die Knob­lauch­krö­ten rufen in der Däm­me­rung, nach Son­nen­un­ter­gang und in den frü­hen Mor­gen­stun­den. Das Zeit­fens­ter zur Erfas­sung der Rufe ist recht kurz, denn sobald die Paa­rung abge­schlos­sen ist, ver­las­sen die Köten die Gewäs­ser wie­der. Dies kann inner­halb weni­ger Näch­te erfol­gen. Zudem ist die Ruf­ak­ti­vi­tät stark tem­pe­ra­tur- und wit­te­rungs­ab­hän­gig. Um in dem kur­zen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Zeit­rah­men effek­tiv mög­lichst vie­le geeig­ne­te Gewäs­ser unter­su­chen zu kön­nen, soll in dem Pro­jekt auf „pas­si­ve acoustic moni­to­ring (PAM)“ gesetzt wer­den. Hier wer­den Gerä­te ein­ge­setzt, die für die gesam­te Erfas­sungs­zeit im Gewäs­ser ver­blei­ben und pro­gram­mier­bar sind. Sie zeich­nen in einem vor­ge­ge­be­nen Zeit­rah­men auto­ma­tisch Audio­spu­ren auf. Die­se Auf­nah­men kön­nen spä­ter ange­hört und auf Rufe der Knob­lauch­krö­ten unter­sucht oder auch auto­ma­ti­siert aus­ge­wer­tet werden.

 

Knob­lauch­krö­te im Land­le­bens­raum. Der san­di­ge, leicht grab­fä­hi­ge Boden ist gut erkennbar.

Wenn in der ers­ten Pha­se des Pro­jekts alte Vor­kom­men bestä­tigt und idea­ler­wei­se neue Vor­kom­men ent­deckt wer­den, sol­len in der fol­gen­den Pha­se die Gewäs­ser opti­miert wer­den. Knob­lauch­krö­ten benö­ti­gen son­ni­ge und somit war­me Gewäs­ser mit einer dich­ten Was­ser­pflan­zen­ve­ge­ta­ti­on als Nah­rung für die Kaul­quap­pen. Oft ist eine Beschat­tung der Gewäs­ser durch am Ufer wach­sen­de Bäu­me und Sträu­cher wie Bir­ken sub­op­ti­mal, sodass eine Opti­mie­rungs­maß­na­me das Ent­fer­nen der Gehöl­ze dar­stellt, um wie­der mehr Licht an das Gewäs­ser zu brin­gen. Die Meta­mor­pho­se von der Kaul­quap­pe zur fer­ti­gen Krö­te dau­ert bei der Knob­lauch­krö­te etwa 3 Mona­te und ist damit ver­gleichs­wei­se lang. Oft trock­nen die Gewäs­ser in Lau­fe des Som­mers aus und die Krö­ten kön­nen die Ent­wick­lung nicht voll­enden. Eine mög­li­che Opti­mie­rungs­maß­na­me stellt dann die Ver­tie­fung des Gewäs­sers dar.

Die Knob­lauch­krö­te lässt sich leicht an den weit vor­ste­hen­den Augen mit senk­recht geschlitz­ter Pupil­le, der stump­fen Schnau­ze und der mar­kan­ten Rücken­zeich­nung erken­nen. Wenn Ihnen Vor­kom­men der Knob­lauch­krö­te bekannt sind, Sie den lei­sen „tock-tock-tock“ Ruf an einem Gewäs­ser ver­nom­men oder Sie die bis zu 18 cm lang wer­den­den Kaul­quap­pen beob­ach­tet haben, mel­den Sie sich ger­ne bei uns. Ihre Hin­wei­se sind für die Durch­füh­rung des Pro­jekts sehr hilfreich.

 

Kaul­quap­pen der Knob­lauch­krö­te sind die größ­ten Lar­ven der ein­hei­mi­schen Amphi­bi­en Arten.

Kon­takt & Infos

Ansprech­part­ner: Dr. Felix Althoff

Tel.: 05482–929114

Mail: felix.althoff@biologische-station-steinfurt.de

För­de­rer

Das Knob­lauch­krö­ten­pro­jekt wird durch LWL-Natur­fonds (90%) und von der Natur­schutz­stif­tung Kreis Stein­furt (10%) für eine Dau­er von zwei Jah­ren (01/2025–12/2026) finanziert.