Haverforths Wiesen
Der offizielle Name des Naturschutzgebietes lautet „Grützemachers Kanälchen und Haverforths Wiesen“. Per Naturschutzverordnung wurde dabei zusammengefügt, was zumindest vom Landschaftsbild her nicht unbedingt zusammen gehört. Der weitaus größere Teil der 255 Hektar, nämlich Haverforths Wiesen, entfällt dabei auf ein Feuchtwiesengebiet, dass vor allem als Brutgebiet des Großen Brachvogels seine besondere Bedeutung hat. Großflächige, zusammenhängende und sich in gutem Zustand befindende Feuchtgrünlandflächen im Verbund mit den umliegenden Schutzgebieten des Vogelschutzgebietes DE-3810–401 „Feuchtwiesen im nördlichen Münsterland“ machen den besonderen Wert des Teilgebietes für die Avifauna aus, zu der als Brutvögel auch Pirol, Neuntöter und Schwarzkehlchen zählen. Haverforths Wiesen ist auch Projektgebiet des laufenden LIFE-Projekts Wiesenvögel NRW.
„Grützemachers Kanälchen“, der südliche Zipfel des Naturschutzgebietes, verdankt seinen eigentümlichen Namen einem Kanal, der in den 1920er Jahren in der Nähe des ehemaligen Hofes Grützemacher angelegt wurde. Bis dahin waren die Ländereien wegen des hohen Grundwasserstandes landwirtschaftlich nur schwer nutzbar. Ein verzweigtes, rund drei Kilometer langes Grabensystem sollte Abhilfe schaffen. Um den Wasser den nötigen „Anschub“ zu geben, errichtete man am nördlichen Ende von Grützenmachers Kanälchen ein 45 Meter hohes Stahlgerüst mit einem Windrad, das wiederum eine Archimedische Schraube antrieb, die das Wasser um einen Meter anhob und so auf den Weg in Richtung Norden zur Flötte brachte, die das Gebiet durchfließt. Wer heute nach den noch vorhandenen Resten des Fundaments und der Wasserschraube Ausschau halten möchte, muss schon genau wissen, wo er suchen muss. Die Vegetation hat mittlerweile einen grünen Mantel über das verfallene Bauwerk gelegt, auf das lediglich die Bezeichnung „Turbinenweg“ für einen Wirtschaftsweg noch hinweist. Durch die Begradigung und Vertiefung der Flötte ist der Kanal heute technisch zwar überflüssig, hat sich aber im Laufe der Jahre zu einem wertvollen Lebensraum entwickelt. So wächst hier die Wasserfeder, deren grazile Blüten die Wasseroberfläche nur wenig überragen.