LIFE-Projekt Düsterdieker Niederung
Von 2001–2007 hat die Biologische Station im Rahmen des LIFE-Projektes „Optimierung des Vogelschutzgebietes Düsterdieker Niederung“ umfangreiche Naturschutzmaßnahmen durchgeführt. LIFE ist ein Programm der EU zur Finanzierung von Umweltprojekten und unterstützt Naturschutzvorhaben in Vogelschutzgebieten und FFH-Gebieten. Ziel ist die Optimierung des europaweiten Schutzgebietsnetzes NATURA 2000.
Ziele: Mit den Naturschutzmaßnahmen des LIFE-Projektes wurden die Lebensbedingungen für gefährdete Vogelarten grundlegend verbessert.
Ein weiteres Ziel war die Entwicklung einer charakteristischen Hoch- und Niedermoorvegetation. Die Maßnahmen erfolgten in den Naturschutzgebieten Düsterdieker Niederung, Recker Moor und Mettinger Moor.
Gebiet: Das Vogelschutzgebiet Düsterdieker Niederung zählt zu den größten Schutzgebietskomplexen in NRW. Moore, Auen, Feuchtwiesen, Heideflächen und Sandmagerrasen bilden ein Mosaik unterschiedlichster Lebensräume, in denen über 30 gefährdete Brutvögel und über 100 Rote Liste-Pflanzenarten vorkommen. Das EU-Vogelschutzgebiet umfasst sechs Naturschutzgebiete Hierzu zählen die gleichnamige Düsterdieker Niederung, das Recker Moor und Mettinger Moor, das Seester Feld, der ehemalige Truppenübungsplatz Wersen-Halen, die Deipe Briäke und die Haseniederung.
In der Vergangenheit hatte das Vogelschutzgebiet Düsterdieker Niederung viel von seiner einstigen Vielfalt verloren. Hauptgrund für den Verlust an Tier- und Pflanzenarten waren Entwässerungsmaßnahmen, die teilweise intensive Bewirtschaftung und die Abtorfung der Hochmoore.
Maßnahmen:
Zur Verbesserung der Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen wurden u.a. folgende Maßnahmen durchgeführt:
Düsterdieker Niederung:
- Ankauf von Grünlandflächen
- Wiedervernässung der Feuchtwiesen (Grabenanstau und ‑umgestaltung)
- Kontrolle der Grundwasserstände
- Abbau einer 10kV-Stromleitung
- Extensive Bewirtschaftung des Grünlandes
Recker Moor:
- Entkusselung verbuschter Hochmoorflächen
- weitere Vernässung durch Verstärkung/Erhöhung der Torfdämme
- Entfernen von Problemgehölzen (z.B. Spätblühende Traubenkirsche)
- Entwicklung brachgefallener Grünlandflächen
- Wegerückbau
- Errichtung eines Beobachtungsturmes
Untersuchungen zum Bruterfolg von Wiesenvögeln:
- Untersuchungen zum Gelege- und Kükenverlust beim Großen Brachvogel und Kiebitz durch Einbringen von Temperaturfühlern in die Nester.
- Telemetrierung von Jungvögeln, um die Raumnutzung sowie mögliche Todesursachen zu dokumentieren.
- Untersuchung des Nahrungsangebotes auf Grünlandflächen, die sich hinsichtlich der Bodenfeuchte und Bewirtschaftungsintensität unterscheiden.
Ergebnisse:
- Ein Großteil der untersuchten Gelege wurde in der Nacht ausgeraubt. Verantwortlich dafür waren hauptsächlich nachtaktive Raubsäuger (Fuchs, Steinmarder, Iltis). Tagsüber festgestellte Störungen wurden überwiegend durch Raben- und Greifvögel verursacht. Sichtnachweise einer Prädation von Gelegen durch diese Vögel konnten nicht erbracht werden. Von Menschen verursachte Störungen traten relativ selten auf.
- Fast alle untersuchten Grünlandflächen weisen ein ausreichendes Nahrungsangebot auf (Regenwürmer, Schnaken, Laufkäfer, Spinnen). Entscheidend ist neben dem Angebot der Nahrung auch ihre Erreichbarkeit (Vegetationshöhe- und dichte).
Eine ausführliche Darstellung des Projekts ist nachzulesen in der LIFE-Broschüre.
Erfolge
Der Anstau von Gräben in der Kernzone der Düsterdieker Niederung hat dazu geführt, dass heute größere offene Wasserflächen (überstaute Grünlandbereiche) vorhanden sind. Diese werden als Bruthabitat von zahlreichen Wiesen-und Wasservögeln genutzt. Auch Durchzügler, Nahrungs- und Wintergäste suchen diese Bereiche auf. Wald- und Bruchwasserläufer, Bekassinen sowie größere Kiebitztrupps sind nach den Anstaumaßnahmen hier zu finden.
Die Errichtung und Verstärkung von Torfdämmen im NSG Recker Moor hat zu großflächiger Wasserrückhaltung geführt. Hieraus ergibt sich neben dem positiven Einfluss auf die Hochmoorvegetation auch ein erhöhtes Vorkommen von rastenden Vögeln in überstauten Moor- und Grünlandflächen. Bekassinen, Brachvögel, Krickenten und Uferschnepfen, aber auch Bruch- und Waldwasserläufer, Knäkente, Löffelente, Kraniche, Kampfläufer, Zwergschnepfen und Weißflügelseeschwalben lassen sich hier beobachten. Von der Wiedervernässung profitieren auch die Amphibien. An über 70 Stellen wurden laichende Moorfrösche festgestellt.
Positive Auswirkungen zeigen auch die umfangreichen Entkusselungsmaßnahmen im Recker Moor. Die aufgewerteten Lebensräume ermöglichen eine Zunahme der Brutbestände von Wiesenpieper und Schafstelze. Sumpfohreulen und Kornweihen nutzen die freie Moorfläche als Schlafplatz und Jagdrevier. Erstmals seit Jahrzehnten brüteten die seltenen Sumpfohreule wieder im Moor.
Das Monitoring hat gezeigt, dass sich das Managementkonzept der Biologischen Station Kreis Steinfurt bewährt hat. Die Schaffung eines Mosaiks unterschiedlich genutzter Grünlandflächen entspricht den Habitatansprüchen der verschiedenen Wiesenvogelarten, insbesondere der sehr anspruchsvollen Arten wie Bekassine, Uferschnepfe und Wachtelkönig.