Wiedehopf, Einbeere, Fliegenpilz – das sind einige der Jahreswesen 2022. Doch wie sieht es mit den Arten im Kreis Steinfurt aus?
Die erste Brut im Kreis Steinfurt seit 70 Jahren und prompt Vogel des Jahres 2022: Das kann doch kein Zufall sein. Ist es auch nicht, denn die Rückkehr des für hiesige Verhältnisse geradezu exotisch anmutenden Wiedehopfs ist auch in anderen Regionen zu beobachten und hat vermutlich etwas mit einem höchst aktuellen Thema zu tun: der Klimaerwärmung. Denn der Wiedehopf hat als wärmeliebende Art in der Vergangenheit nur dann bei uns gebrütet hat, wenn es Perioden mit wärmerem Wetter gab.
Von mehr Wärme profitiert auch der Schmetterling des Jahres. Und so lässt sich der Kaisermantel im Kreis Steinfurt mittlerweile etwas häufiger blicken, gelegentlich sogar in Gärten, die mehr zu bieten haben als Zierrasen und Kirschlorbeer. Die großen und auffallenden Falter fliegen gerne die Blüten von Wasserdost, Brombeeren, Disteln und Sommerflieder an, um dort Nektar zu saugen.
Ebenso zerstreut im Kreisgebiet sind die Vorkommen der Kleinen Pechlibelle. Die Libelle des Jahres bevorzugt vegetationsarme und meist flache Pioniergewässer und könnte durch zunehmende Hitze und wenig Regen Probleme bekommen.
Ansonsten machen sich die tierischen Jahreswesen eher rar im Kreisgebiet. Hering (Fisch des Jahres) und Schweinswal (Wildtier des Jahres) fehlen das Meer, der Wechselkröte (Lurch des Jahres) das trockenwarme Steppenklima, das sie beispielsweise in Brandenburg vorfindet.
Und wie sieht es bei den pflanzlichen Jahreswesen aus? Allgemein verbreitet im Kreis ist die Rotbuche, bereits zum zweiten Mal der Baum des Jahres. Immerhin mehr als zehn Prozent der Waldfläche nimmt sie ein. Das ist aber weitaus weniger, als ihr von Natur aus zusteht. Über die Zukunft der Buche in den heimischen Wäldern sind sich Forstleute nicht ganz einig. Einerseits ist die Fichte, die auf vielen natürlichen Buchenstandorten wächst, rapide auf dem Rückzug, andererseits machen auch der Buche Hitze und Trockenheit zu schaffen.
Als Blume des Jahres hat die wenig bekannte Einbeere das Rennen gemacht. Sie wächst in alten Wäldern auf basenreichen Standorten, eine im Kreis Steinfurt nicht gerade häufige Kombination, die man im Bagno oder im Herrenholz bei Horstmar antreffen kann, wo die Art vorkommt.
Giftig ist auch der allseits bekannte und verbreitete Fliegenpilz, der Pilz des Jahres. Da aber bekanntlich die Dosis das Gift macht, wird er auch als Rauschmittel verwendet. Klar ist: In die Pfanne gehört er nicht.
Eine Liste aller Jahreswesen 2022 gibt es beim NABU.