Vogel des Jahres 2023 ist das Braunkehlchen. Von den vier „Farb“ kehlchen ist das Braunkehlchen in Nordrhein-Westfalen am stärksten bedroht. Zwar liegt die Anzahl der Reviere mit rund 200 noch über der des Blaukehlchens, aber im Gegensatz zu diesem zeigt die Bestandsentwicklung beim Braunkehlchen deutlich nach unten.
War das Braunkehlchen früher in NRW in fast allen Gebieten mit überwiegender Grünlandnutzung verbreitet, konzentrieren sich die wenigen Vorkommen heute auf die Mittelgebirgslagen (Kreis Siegen-Wittgenstein, Medebacher Bucht, Eifel). Der Grund liegt in der Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung, die im Tiefland besonders konsequent erfolgte. Das Mosaik aus extensiv bewirtschafteteten Feuchtwiesen, Brachflächen mit Hochstauden und Weiden mit ausreichend Ansitzmöglichkeiten, das den Lebensraum des Btraunkehlchens kennzeichnet, hat sich in NRW fast nur noch im Bergland erhalten. Etwas günstiger sieht es deutschlandweit im nordöstlichen Tiefland aus, wo es teilweise noch recht gute Brutbestände gibt.
Im Kreis Steinfurt ist das Braunkehlchen um die Jahrtausendwende als Brutvogel verschwunden. Letzte Bruten gab es in der Düsterdieker Niederung. Seitdem tritt das Braunkehlchen im Kreis nur noch als Durchzügler auf. Ab Ende April kann man durchziehende Braunkehlchen vor allem in Feuchtwiesengebieten beobachten. Gerne sitzen sie auf Weidepfählen, von denen aus sie nach Insekten Ausschau halten.
Als Bodenbrüter sind Braunkehlchen durch eine zu frühe Mahd gefährdet. Der Langstreckenzieher, der südlich der Sahara überwintert, ist zudem durch Veränderungen in den Überwinterungsgebieten und Gefahren auf den Zugstrecken bedroht.
Genau gegensätzlich zum Braunkehlchen verlief die Bestandsentwicklung beim Schwarzkehlchen. Da sich die Lebensräume der beiden verwandten Arten teilweise überschneiden, wurde auch schon vermutet, dass Schwarzkehlchen die Braunkehlchen verdrängen. Untersuchungen haben dies aber widerlegt.