Wie kann den in Nordrhein-Westfalen vorkommenden Wiesenvögeln geholfen werden? Darum ging es bei einem dreitägigen Workshop-Marathon, den das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in Kooperation mit zehn Biologischen Stationen und der niederländischen Vogelschutzorganisation Sovon im Mühlheim an der Ruhr veranstaltete. Denn Brachvogel, Kiebitz, Uferschnepfe, Wiesenpieper und weitere Wiesenvogelarten sind allesamt stark in ihrem Bestand bedroht. Über 60 Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland und den benachbarten Niederlanden beschäftigten sich am ersten Tag vor allem damit, wie die Lebensräume der Vögel beschaffen sein müssen, damit der negative Bestandstrend gestoppt werden kann. Einigkeit herrschte darüber, dass Wasser der entscheidende Faktor ist, was angesichts der immer häufigeren Frühjahrstrockenheit eine große Herausforderung ist. Priorität haben deshalb Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushaltes in den Schutzgebieten, die vor allem im Tiefland Nordrhein-Westfalens zu finden sind und in denen mittlerweile ein Großteil der Wiesenvögel lebt. Der Anteil von Gehölzstrukturen, unterschiedliche Beweidungsformen sowie der Gelegeschutz sind weitere wichtige Stellschrauben.
Um die Bewirtschaftung der Flächen und ihren Einfluss auf die Insektenfauna ging es am zweiten Tag. Denn Insekten gehen nicht nur selbst in ihrem Bestand zurück, sie bilden auch eine wichtige Nahrungsgrundlage der Wiesenvögel, vor allem der Küken. Diskutiert wurden unterschiedliche Mahd- und Erntetechniken ebenso wie Altgrasstreifen, die bei der Mahd ausgespart werden und wichtige Rückzugsräume für Insekten sind. Die gute Vereinbarkeit von Insektenschutz und Wiesenvogelschutz stand dabei außer Frage.
Der letzte Tag widmete sich der Frage nach der Verwertung des Schnittgutes. Da viele Flächen in Wiesenvogelschutzgebieten erst spät gemäht werden können, ist das Mahdgut landwirtschaftlich oft nicht verwertbar und wird teilweise kostenpflichtig entsorgt. Dabei gibt es Alternativen, die oft auch klimafreundlich sind. So produziert eine Firma im Rheinland Pellets aus Grasschnitt, die Grundlage für die Herstellung von Graspapier sind. Ein Unternehmer aus den Niederlanden stellte seine Firma vor, die aus Gras Dämmplatten herstellt. Auch für eine energetische Nutzung des Grasschnitts in Biogasanlagen könnten sich zukünftig bessere Chancen ergeben, da der Gesetzgeber den Maisanteil reduzieren will und die Betreiber zunehmend nach Ersatzstoffen Ausschau halten.
Der Workshop fand statt im Rahmen des LIFE-Projekts Wiesenvögel NRW, das bis zum Jahr 2027 die Lebensraumbedingungen für Wiesenvögel in NRW verbessern will und mit 18,9 Mio Euro von der EU und dem Land NRW gefördert wird. Auch die Biologische Station ist mit drei Projektgebieten vertreten. Die Ergebnisse des Workshops finden Eingang in einen Leitfaden zum Wiesenvogelschutz in NRW.