Ein „Exot“ ist zurück

Ein „Exot“ ist zurück

Nach rund 70 Jah­ren ist wie­der eine Brut des Wie­de­hop­fes im Kreis Stein­furt nach­ge­wie­sen worden.

Ent­deckt hat­te ihn im Früh­jahr ein Land­wirt aus dem Raum Broch­ter­beck auf sei­nem Hof­ge­län­de. Er iden­ti­fi­zier­te den exo­tisch anmu­ten­den Vogel mit­hil­fe des Inter­nets als Wie­de­hopf und ver­stän­dig­te Hans-Jakob Mer­kens von der Arbeits­ge­mein­schaft Natur­schutz Teck­len­bur­ger Land. Er konn­te beob­ach­ten, wie der Wie­de­hopf in einer boden­na­hen Baum­höh­le ver­schwand – bei einem Höh­len­brü­ter wie dem Wie­de­hopf ein deut­li­cher Hin­weis auf eine Brut. Ab da blieb die Brut­höh­le – mit der gebo­te­nen Vor­sicht – unter regel­mä­ßi­ger Kon­trol­le, bis das Aus­flie­gen der Jung­vö­gel gesi­chert war.

Der Wie­de­hopf gehört zu den auf­fal­lends­ten ein­hei­mi­schen Vögeln. Der lan­ge, gebo­ge­ne Schna­bel, mit dem er im Boden nach Nah­rung sto­chert, und vor allem die bei Erre­gung auf­ge­stell­te Feder­hau­be machen ihn unver­wech­sel­bar. Noch im 19. Jahr­hun­dert galt er auch im Müns­ter­land als häu­fig. Eine Kli­ma­ver­schlech­te­rung und die Inten­si­vie­rung der Land­nut­zung brach­ten ihn zum Verschwinden.

Ganz über­ra­schend ist die Rück­kehr des Wie­de­hopfs nicht. „Schon in den ver­gan­ge­nen Jah­ren wur­den ein­zel­ne Vögel bei uns gesich­tet“, sagt Robert Tül­ling­hoff, Orni­tho­lo­ge bei der Bio­lo­gi­schen Sta­ti­on Kreis Stein­furt. Da der Wie­de­hopf es ger­ne warm mag, pro­fi­tiert er mög­li­cher­wei­se von der Kli­ma­er­wär­mung. Der Groß­teil der rund 600–800 Brut­paa­re in Deutsch­land ist in Ost­deutsch­land und am Ober­rhein behei­ma­tet. Wahr­schein­lich drei Bru­ten hat es die­ses Jahr in Nord­rhein-West­fa­len gege­ben. Der Brut­platz bei Broch­ter­beck passt gut in das bekann­te Lebens­raum­sche­ma des Wie­de­hopfs. „Der Wie­de­hopf mag locke­re, leicht erwärm­ba­re Böden,“ sagt Tül­ling­hoff. Auf schüt­te­ren Wie­sen oder an san­di­gen Weg­rän­dern sto­chert er nach Wür­mern und Insek­ten­lar­ven. „Sol­che Berei­che haben wir zwi­schen Broch­ter­beck und Dören­the noch häu­fi­ger“, so Tül­ling­hoff, so dass hier, eben­so wie in ande­ren Berei­chen des Krei­ses, viel­leicht auch zukünf­tig mit Bru­ten zu rech­nen ist. 

Dass der Wie­de­hopf in den von ihm bevor­zug­ten boden­na­hen Brut­höh­len kei­ne Angst vor Füch­sen oder Mar­dern hat, erklärt sich mit einer beson­de­ren Eigen­schaft. Denn bei Gefahr schei­den Weib­chen und Jung­vö­gel ein übel­rie­chen­des Sekret aus ihrer Bür­zel­drü­se aus – eine zwar nicht fei­ne, aber wirk­sa­me Metho­de, die dem Wie­de­hopf auch den Namen „Stink­vo­gel“ ein­ge­bracht hat.

Im Sep­tem­ber flie­gen Wie­de­hop­fe in ihre Win­ter­quar­tie­re im tro­pi­schen Afri­ka und in der Sahelzone.